Samstag, 23. Juni 2012

Am Fuß des Regenbogens


Am Fuß des Regenbogens

Regentropfen im Spiegellicht,
Es gibt ihn und gibt ihn nicht.
Die Zeit steht still, die Welt zerrinnt,
Das Feste fließt, was fließt gerinnt.

Aus Licht wird Form die Seele spricht,
Alles zerfällt in neuer Sicht.
Das Ich ist fort, der Leib geflohn,
Bedeutungsschwer klingt Bild; sieht Ton.

Jetzt ruf mit Gott das Schöpferwort.
Die Welt ersteht als neuer Ort.
Und seh die Dinge namenlos,
Ob groß, ob klein im Weltenschoß

23.06.2012

für Annette N.

*


Montag, 18. Juni 2012

Festnacht


Festnacht


Der Sommertag so heiß und schwül,
Verklingt in blauen Schatten.
Ein leichter Nachtwind streift mich kühl,
Duftet nach fernem Garten.

Erlösung von der Sonnenglut,
Bringt uns die späte Stunde.
Und alles scheint mir festlich gut,
Der Becher macht die Runde.

Unter dem alten Lindenbaum,
In dieser Mondschein-Nacht,
Ist’s mir als sei es nur ein Traum
Das wilde Fest erwacht.

Du süßer Rausch komm reiß mich fort,
Und bis zum Morgen tanzen,
Wandle die Welt, entheb den Ort,
Heut gibt es keine Grenzen.

18.06.2012

*

Sonntag, 17. Juni 2012

Einsiedler


Rings um die kleine Lichtung standen alte Baumriesen. Nach Süden liefen die Berge in ein breites Tal aus. Nur selten kam ein Besucher, auf dem schmalen fast zugewachsenen Pfad, hier herauf. Deshalb hatte sich der Einsiedler diesen Platz ausgewählt.
Stille war seine Übung, alles wurde in ihr zur Meditation. Die Zeit lief hier langsamer und dehnte sich in unendliche weiten aus. Die Tagesarbeit fand darin ihren Platz.
Aber es war nicht die Einsamkeit und die Stille die ihn an diesen Ort gezogen hatten, sondern die geheimnisvolle Kraft der Natur.

In dem Windschatten eines großen Felsens hatte er sich eine kleine Hütte gezimmert.
Wenn er in der Morgensonne davor saß, und der frische Wind von den Bergen in den Wipfeln der Kiefern rauschte, erschien ihm dies wie eine leise, liebliche Musik.
Aus den Stämmen, mit ihren Narben und Spuren des Lebens, strahlten Ruhe und Kraft.
Das Gras, die Felsen, und die vielen Vögel in den Wipfeln der Bäume, waren ihm wie Brüder und Schwestern.
Er fühlte in diesen Momenten tiefen Frieden. Das Gefühl war nicht nur auf seine Umgebung beschenkt, es umfasste nicht selten die ganze Welt. Aus allem strebte die Kraft des Lebens auf ihn ein und ließ ihn sich selbst vergessen.
Jetzt wusste er, dass die Welt ihn liebte, sie liebte ihn bedingungslos und gab ihm alles was er zum Leben brauchte.
Hier oben verebbte der Strom der Meinungen, der Wünsche und Ideen. Die das Leben unten im Tal und überall in der Welt bestimmten.
Trotzdem konnte er nicht ewig an diesem Ort bleiben, wenn der Tag kam, wenn ihn sein Schicksal rief, würde er zurückkehren, seinen stillen Winkel verlassen und den Platz und die Aufgaben übernehmen, die ihm bestimmt waren.


Gartenrosen und ein Schmetterling (Kleiner Fuchs)








„Hexen halten Winterschlaf - Aber erst seit neustem!"


„Hexen halten Winterschlaf! Aber erst seit neustem, besonders betroffen die rothaarige Kneipenhexe…“

Auf diese drei Zeilen fiel mein Blick. Ich hatte sie an einem Herbstmorgen vor zwei Jahren geschrieben, damals befand ich mich für ein paar Tage in der Fränkischen Schweiz auf Urlaub. Der Grund war ein Traum den ich in jener Nacht durchlebte und der mich als ich aus ihm erwachte zwang laut und herzhaft Lachen. Was mir in meinem Leben so noch nie passiert war und auch bis heute nie wieder passiert ist.
Ich träume sehr häufig und kann mich oft an das erinnern was ich in ihnen erlebe, meist sind sie farbig und es ist nicht selten, dass sie mir so real erscheinen wie die Wirklichkeit.
Da ist manches schreckliche und böse geschehen was mir Stunden der Schlaflosigkeit bescherte, aber auch lichte und bedeutungsvolle Momente des Glücks und der Freude.
Nur das wenigste bleibt über die Jahre deutlich in meiner Erinnerung. Dieser Traum gehört dazu und durch das lesen dieser Zeilen steht er mir wieder sehr lebendig vor Augen.

„Ein paar Straßen von hier entfernt sieht man noch in den alten Häusern die kleinen Läden. Die früher, vor den Zeiten des Supermarktes und der Einkaufzentren am Stadtrand, die Anwohner mit allem versorgten was sie zum leben benötigten. In meinem Traum waren diese Geschäfte noch geöffnet und in den Schaufenstern wurden Produkte feilgeboten. Auch herrschte die Tradition, dass zu jedem Geschäft eine Hexe gehörte. Da gab es die Bäckerhexe, Kurzwarenhexe und die Gemüsehexe usw. An diesem Tag nun hatten sich die Hexen der umliegenden Läden, es waren sechs oder sieben, vor der kleinen Wirtstube im Eckhaus versammelt. Es herrschte große Aufregung denn jede hatte einen Brief von der obersten Behörde bekommen, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass sie von 03.November bis 12.März Winterschlaf halten müssen.
„So etwas hat es noch nie gegeben“ schimpft ein… Aber die meisten hatten damit keine großen Schwierigkeiten nur waren sie sich noch nicht über die praktischen Belange dieser Neuerung im Klaren. Zum Beispiel: ob man sich irgendwo ein warmes Plätzchen am Offen suchen, oder lieber in einem Haufen Stroh in einem kühlen Keller überwintern sollte.
Nur die rothaarige Kneipenhexe vor deren Wirtsstube die Versammlung stattfand war den tränen nah und wusste nicht wie die Gäste des Lokals in dieser Zeit ohne sie auskommen würden…“

Hier erwachte ich und diese ganze Szenerie war so komisch das ich Lachen musste, auch heute erscheint mir unwillkürlich ein schmunzeln im Gesicht, wenn ich an jene Nacht und ihre Erlebnisse zurückdenke.

Ein altes Foto

Vor vielen Jahren hat mein Vater dieses Bild fotografiert. Als er die Fotos das erste Mal durchsah, es waren damals noch richtig entwickelte Bilder, sortierte er dieses als Ausschuss aus. Zufällig sah ich es und dieses Bild hat eine starke Faszination auf mich ausgeübt. Darum habe ich es seit mehr als 10 Jahren gut aufgehoben.
Ich sehe darin ein Sinnbild der Vergänglichkeit. Ein romanischer Kirchenraum der so lange die Zeiten überdauerte, ihn besichtigen zwei Menschen. Durch die lange Belichtungszeit, haben sie nur noch etwas Flüchtiges und Geisterhaftes an sich. Wie Staubkörnchen im Gegenlicht sind sie für einen Augenblick Teil des Raumes. Aber gemessen an der Zeit dieses Ortes nur ein lichter durchsichtiger Schatten.
 

Ein Moment am Meer

Vor vier Jahren war ich im September an der Ostsee. Ich hatte die Gewohnheit morgens und abends auf die Seebrücke des Badeortes zu gehen.
Früh war es vor allem die Ruhe die mich dort hin zog, denn die meisten Gäste fanden den Weg erst nach 10:00 Uhr an den Strand. Abends unterhielt ich mich gern mit den Anglern. Sie hielten ihre Ruten von der äußersten Plattform der Seebrücke ins Meer.
Ich sah dem glitzernden Spiel der Wellen im flachen Licht der untergehenden Sonne zu.
An einem Abend ich war gerade dabei die Seebrücke zu verlassen, um in mein Quartier zurückzukehren, da rief mich ein Mann mittleren Alters an. Er sagte zu mir nichts weiter als: „Guten Morgen!“ Aber es war für mich als sei ich gegen eine Betonwand gelaufen. Ich Antwortete verwirrt irgendetwas, was genau weiß ich nicht mehr und ging in Richtung Strand davon. Es kam mir vor als hätte jemand zu mir gesagt: „Wach auf, schau dich einmal um. Siehst du dein Leben und wie du es in einer Art Halbschlaf dahin lebst…“
Er sagte zu jedem der an ihm vorbei kam: „Guten Morgen“. Manche wünschten ihm einen Guten Abend, andere lachten ihn aus, fühlten sich veralbert oder unangenehm berührt.
Ob es noch anderen so wie mir dabei gegangen ist? Was hat sich dieser Mensch wohl dabei Gedacht den Gästen eines Badeortes, beim betrachten des Sonnenuntergangs einen Guten Morgen zu wünschen?



Sonntag, 10. Juni 2012

Adlerholz


Adlerholz

Du selten, fremder Mythenduft,
Führst mich hinab in Wurzeltiefen.
Und weit hinauf in Wipfelluft,
Wo dicht die grünen Blätter sprießen.

Gedehnt scheint mir die Zeit und Raum
In das Unendliche zu fließen.
Gedanken werden wie im Traum,
Die sonst tief in der Seele liegen.

Bilder kommen aus dem Dunkeln.
Von wildem Urwald, grünem Glanz,
Leben pulst, die Farben funkeln,
In ewig wildem Lebens-Tanz.

09.06.2012

*


Ich weiß nicht ob sich jemand die Mühe gemacht hat meinen Blog bis zum Schluss durchzusehen, das vorletzte Gedicht, eines der ersten die ich geschrieben habe, trägt auch den Titel Adlerholz.
Hier gehts zu dem alten Gedicht:


Auf dem Foto sind zwei Stückchen Adlerholz zu sehen - das linke ist ca. 15mm x 10mm und das rechte 20mm x 10mm